Huberwirt in Pleiskirchen; DAS WIRTSHAUS MIT DEM STERN
Im kleinen Örtchen Pleiskirchen befindet sich der „Huberwirt“ – ein traditionelles bayerisches Wirtshaus, das seit über 400 Jahren in Familienbesitz ist. Seitdem Alexander Huber die Leitung des Restaurants von seinen Eltern übernommen hat, begeistert das Haus nicht nur Stammgäste, sondern auch Gourmets. Beide Gruppen schätzen gleichermaßen seine moderne Interpretation der bayerischen Wirtshausküche.
Während die Dorfbewohner*innen am Stammtisch bei einem Bier über Gott und die Welt sprechen, verspeisen zugereiste Gäste am Nebentisch ein Sterne-Menü mit fünf Gängen. Diese beiden Welten treffen im seit 1612 bestehenden „Huberwirt“ in Pleiskirchen zusammen. Maßgeblich verantwortlich für diese Symbiose aus Tradition und Moderne ist Alexander Huber, der das Gasthaus seit 2006 in elfter Generation führt. Sein Credo: „Ich verschließe mich nicht vor Produkten aus aller Welt, aber die Grundzutat muss aus Bayern kommen“. Ob Fleisch vom Wagyu-Rind, Fisch, Garnelen oder Gemüse – ein Großteil der Lebensmittel bezieht Huber von Erzeugern aus der Region. Mit Erfolg: Die gehobene bayerischen Wirtshausküche im Huberwirt wird seit 2014 mit einem Stern im Guide Michelin ausgezeichnet.
Behutsame Modernisierung des Wirtshauses
Alexander Huber ist in der langen Geschichte des Hauses der erste Huberwirt, der eine Ausbildung zum Koch absolviert hat. An insgesamt fünf Stationen – in seinem Ausbildungsbetrieb, dem Gasthof Schwarz in Hohenwart, im Hotel Bareiss in Baiersbronn, im Bründlhof in Wartenberg, bei Döllerer in Golling an der Salzach und im Münchner Top-Restaurant Tantris – hat er gelernt, worauf es in der Sterneküche wirklich ankommt. Im Jahr 2006 kam Huber daher auch mit einer klaren Idee nach Pleiskirchen zurück: Eine Mischung aus Hoch- und Wirtshausküche sollte von nun an den Huberwirt ausmachen – ohne dass dabei eine Trennung zwischen beiden entsteht. Alexander Huber modernisierte das traditionsreiche Wirtshaus behutsam, ohne die Stammgäste zu vertreiben. Seine Ehefrau Sandra Huber hat als Gastgeberin einen maßgeblichen Anteil daran, dass sich alteingesessene und neuhinzugekommene Gäste wohlfühlen. Außerdem unterstützt sie ihren Mann im Back-Office und ist somit auch dafür verantwortlich, dass im Hintergrund alles reibungslos abläuft.
Weine von nah und fern
Sandra Huber ist aber nicht nur Restaurant-Leiterin, sondern auch zusammen mit dem Sommelier-Team für die Zusammenstellung des reichhaltigen Wein-Angebots im Huberwirt zuständig. Aus insgesamt 450 Positionen können die Gäste wählen. Auf der Karte sind sowohl nationale wie auch internationale Weine und Schaumweine aus den besten Lagen der jeweiligen Länder zu finden – natürlich auch aus Alexander Hubers Lieblingsherkunftsregionen, dem Burgund und der Wachau.
Neue bayerische Wirtshausküche
Hubers Erfolgsrezept: Alle Gerichte haben ihre Wurzeln in der nieder- und oberbayerischen Wirtshausküche, werden von ihm aber in einen anderen geschmacklichen Kontext gesetzt. „Ich muss nicht alles neu erfinden, mich reizt es, Bekanntes neu und anders zu machen. Das beste Beispiel ist unser Zockerbrot: Das schmeckt richtig gut, das vergisst du nicht“, erklärt Huber seine Philosophie. Seine Gerichte zeichnen sich durch ihre Komplexität, Leichtigkeit und Ausgewogenheit aus.
Die Qualität der verwendeten Produkte spielt für ihn eine immens wichtige Rolle. Alexander Huber legt Wert darauf, mit allen der zumeist regionalen Lieferanten persönlichen Kontakt zu halten. Dabei schaut er sich stets nach neuen Spezialitäten und Produkten für seine Küche um. Dieses Engagement hat ihn 2016 dazu bewegt, als Mitglied der Jeunes Restaurateurs (JRE) das JRE Genussnetz (seit 2021 JRE Origins) zu gründen. Der mittlerweile auch international aktiven Vereinigung gehören über 50 Hersteller hochwertiger Lebensmittel an.
Mit Herzblut in die Gegenwart
Als die Familie Huber die Gaststube vor über 400 Jahren eröffnete, sollte sie eigentlich nur Nebenerwerb zur Landwirtschaft sein – und blieb das auch lange. Erst in den 1950er Jahren bauten Josef und Anna Huber das Wirtshaus weiter aus und eröffneten eine zugehörige Metzgerei; die Landwirtschaft wurde kurz darauf ganz aufgegeben. Alles auf die Gastronomie zu setzen war im Rückblick betrachtet die richtige Entscheidung, schaffte es Anna Huber doch sogar mit ihrer Spezialität „Dampfnudeln“ ins bayerische Fernsehen.
Mit der Übernahme durch Josef und Johanna im Jahr 1981, der mittlerweile zehnten Generation, wurden die entscheidenden Weichen für die erfolgreiche Gegenwart gestellt: Sowohl der Saal, der Heurigenkeller, das Dorfstüberl als auch das Gaststüberl wurden von dem Paar mit viel Herzblut renoviert. Bei letzterem – der Herzkammer des Wirtshauses – half bereits Sohn Alexander mit.
Dieser zeichnet sich auch verantwortlich für die jüngste bauliche Veränderung: Er nutzte nämlich die coronabedingte Zwangspause, um einen komplett neuen Raum für seine Kochschule herzurichten sowie das danebenliegende Huberwirtsstüberl zu restaurieren. Die geschmackvolle Optik und Ausstattung beider Räume machen Lust auf gutes Essen und Genuss. Für den Sternekoch und die Teilnehmer*innen der Kochkurse gibt es in der Kochschule reichlich Platz, Technik und Geräte sind ganz neu. Die selbstgekochten Gerichte werden dann anschließend im benachbarten Huberwirtsstüberl serviert und verkostet. Huber schwärmt: „Beim Kochen steht der Spaß im Fokus. Und den vermittelt man am besten in einer hellen und offenen Atmosphäre.“ Neben den regulär angebotenen Kochkursen gibt es weitere Nutzungsmöglichkeiten: „Auch Vereine, Firmen oder Geburtstags-Gesellschaften können die Räume mieten – optional sogar mit Live-Cooking“, so Huber. Auch nach elf Generationen setzt der Huberwirt immer noch Zeichen.