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interview • November 12th, 2025

Interview mit JRE-Mitglied Siggi Tschurtschenthaler

Normalerweise lassen Spitzenköche ihre kulinarischen Kreationen für sich sprechen. Jede Zutat, jede Technik und jede Präsentation spiegelt ihre Leidenschaft und Philosophie wider. In diesem JRE-Mitgliederinterview gehen wir über den Teller hinaus und beleuchten den Werdegang und die Inspirationsquellen von Siggi Tschurtschenthaler vom Adler.

Wir hatten die Gelegenheit, Siggi Tschurtschenthaler, den Küchenchef des Adler in Fläsch in der Schweiz, zu interviewen.

Einleitung

Können Sie sich kurz vorstellen mit Ihrem Namen, Ihrem Standort, wie lange Sie schon Koch sind und in welchem Restaurant Sie derzeit arbeiten?

Ich stehe seit nunmehr 30 Jahren mit Leib und Seele am Herd – und das schmeckt man auch. Vor 11 Jahren habe ich im geschichtsträchtigen Adler in Fläsch meine Heimat gefunden, wo ich als Besitzer und Küchenchef mit viel Herzblut wirke.

Als waschechter Südtiroler bringe ich nicht nur die nötige Portion Bodenständigkeit, sondern auch eine gehörige Prise Lebensfreude in die Küche. Mit einem Augenzwinkern sag ich oft: „Kochen tu i nit, i leb des!“ – und genau so ist es auch.

Wer bei uns einkehrt, spürt diese Leidenschaft auf dem Teller und im ganzen Haus.

Frühe Inspiration

Können Sie uns ein wenig über Ihren Weg in der kulinarischen Welt erzählen? Wie haben Sie angefangen und was hat Sie dazu inspiriert, Koch zu werden?

Meine Reise begann in meiner Heimat Südtirol, wo meine Leidenschaft für das Kochen zum ersten Mal entfacht wurde. Von dort aus hatte ich das Glück, meine Ausbildung bei einigen der Besten der Branche fortsetzen zu dürfen. Ich bin stolz darauf, mich als Schüler von Eckart Witzigmann bezeichnen zu dürfen, und hatte das Privileg, von Dieter Koschina sowie vielen weiteren herausragenden Gastköchen im Ikarus, Hangar 7 in Salzburg, zu lernen.

Unterwegs habe ich auch mein Diplom als zertifizierter Diätkoch erworben und bin Küchenmeister geworden. Aber die vielleicht wichtigste Inspiration war immer meine Mutter, die mit so viel Herz und Freude am Herd gekocht hat – und immer noch kocht. Dieser Geist der Leidenschaft und Authentizität ist es, der mich jeden Tag in der Küche leitet.

Philosophie in der Küche

Was ist Ihre Philosophie, wenn es um das Kochen und die Entwicklung neuer Gerichte geht?

Für mich sind die Jahreszeiten immer die eigentliche Grundlage – sie bringen die besten Produkte hervor und bestimmen den Rhythmus in der Küche.

Von dort aus liebe ich es, das, was die Natur bietet, mit den Inspirationen zu kombinieren, die ich auf meinen Reisen in ferne Länder sammle, wobei ich immer mit den Wurzeln meiner Heimat verbunden bleibe.

Meine Philosophie ist es, offen und neugierig zu bleiben, die Zutaten zu respektieren und der Kreativität freien Lauf zu lassen. Auf diese Weise erzählt jedes Gericht eine Geschichte von Tradition und Entdeckung.

Ein Signature-Gericht

Können Sie die Geschichte hinter einem Ihrer Signature-Gerichte mit uns teilen?

Eines meiner absoluten Lieblingsgerichte ist Kaiserschmarrn – ein Klassiker, der mich mein ganzes Leben lang begleitet hat. Gäste flüstern sogar, dass es der beste Kaiserschmarrn der Welt sein könnte.

Ich habe es zuerst von meiner Mutter gelernt, die es mit viel Herz und Liebe zubereitet hat. Später habe ich die Technik unter Eckart Witzigmann perfektioniert und heute verleihe ich ihm meine ganz persönliche Note. Für mich ist der Kaiserschmarrn viel mehr als nur ein Dessert – er ist ein Stück Tradition, Erinnerung und Südtiroler Lebensfreude auf einem Teller.

Kulinarische Grundpfeiler

Was ist Ihre Lieblingszutat, mit der Sie am liebsten arbeiten, und warum?

Ich liebe es, mit Limetten und Zitronen zu arbeiten – sie verleihen Gerichten eine Frische, die sie leichter, bekömmlicher und geschmacksintensiver macht. Zitrusfrüchte haben diese wunderbare Eigenschaft, Zutaten zu verfeinern und ihnen einen spritzigen Charakter zu verleihen.

Ich mag auch Kräuter sehr gerne, insbesondere solche aus unserem eigenen Garten. Sie verleihen jedem Gericht nicht nur Aroma und Tiefe, sondern auch eine gewisse Unmittelbarkeit und Lebendigkeit. Für mich ist Frische unerlässlich, und genau das verkörpern diese Zutaten.

Die Essenz des Adler

Können Sie das Konzept Ihres Restaurants beschreiben und erklären, was es einzigartig macht?

Unser Restaurant liegt in einem geschichtsträchtigen Haus mitten in der berühmten Weinregion Bündner Herrschaft – auch liebevoll das „kleine Burgund der Schweiz“ genannt. Ein Ort voller Seele, mit urigen, holzgetäfelten Stuben, wo man sich sofort heimisch fühlt – fast so, als wär man bei guten Freunden am Tisch.

Was uns besonders macht? Feinschmeckerküche vom Feinsten, gepaart mit ehrlichem, herzlichem Service. Und natürlich meine ganz persönliche Note: Ich steh mit Stolz in der Küche – und ja, immer in meiner Lederhose. Das sorgt nicht nur für Gesprächsstoff, sondern vor allem für Authentizität, Tradition und eine ordentliche Portion Lebensfreude, die man bei uns auf jedem Teller findet.

Sehenswerte Highlights

Was sollten Gäste in der Region unbedingt sehen oder erleben?

In unserem Dorf Fläsch finden Sie nicht weniger als 16 hervorragende Winzer – und jeder einzelne von ihnen ist einen Besuch wert. Die Kombination aus den majestätischen Bündner Bergen und den sanften Weinbergen macht diese Gegend zu etwas ganz Besonderem. Ein Spaziergang durch das Dorf mit dem einen oder anderen Zwischenstopp in den Weingütern ist ein Erlebnis, das Sie sich nicht entgehen lassen sollten.

Nur wenige Minuten entfernt, in Maienfeld, befindet sich zudem das weltberühmte Heidi-Dorf von Johanna Spyri – in nur 5 Minuten mit dem Auto oder in rund 20 Minuten über den malerischen Weinwanderweg erreichbar.

Und wer alles vereint erleben möchte, ist herzlich eingeladen, auch unserem Weintorkel einen Besuch abzustatten – ein Ort, an dem die Kultur, der Wein und die Gastfreundschaft unserer Region auf schönste Weise zusammenkommen.

Ratschläge für angehende Köche

Welchen Rat würden Sie angehenden Köchen geben, die in Ihre Fußstapfen treten möchten?

Koch zu werden ist eine lebenslange Reise – und eine wunderbare dazu. Es wird immer Hindernisse geben, aber mein Rat lautet: Gib nicht auf und dreh nicht um. Überwinde diese Hindernisse, lerne daraus, und mit jeder Herausforderung wird man stärker und ist bereit, sich noch größeren Herausforderungen zu stellen. Es ist wie beim Training – je mehr man trainiert, desto besser wird man!

Das Wichtigste ist, nie zu vergessen, warum und für wen man kocht: Wir tun es für unsere Gäste und für die Menschen, nicht für Punkte oder Sterne. Wenn man sich darauf konzentriert, Freude zu bereiten und bedeutungsvolle Erlebnisse zu schaffen, wird der Erfolg ganz von selbst kommen.