Zweiter Kulinarik-Salon im Deutschen Bundestag SPITZENGASTRONOMIE ZEIGT HALTUNG – UND MACHT POLITIK
Am 4. November 2025 luden die Jeunes Restaurateurs Deutschland (JRE) gemeinsam mit der Denkfabrik Zukunft der Gastwelt (DZG) zum zweiten Kulinarik-Salon in das Käfer-Abgeordnetenrestaurant im Deutschen Bundestag ein. Über 60 Parlamentarier sowie Vertreterinnen und Vertreter aus Fraktionen, Ausschüssen und verschiedenen Bundesministerien folgten der Einladung – darunter auch die Abgeordneten Martina Englhardt-Kopf (Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft), Alexander Hoffmann (Vorsitzender der CSU-Landesgruppe), Claudia Moll (SPD) und zeitweise auch Alois Rainer, Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Heimat. Seine Anwesenheit unterstrich die politische Relevanz der Veranstaltung und sendete ein klares Signal: Die Spitzengastronomie rückt zunehmend in den Fokus bundespolitischer Aufmerksamkeit.
Was braucht es, damit Spitzengastronomie in Deutschland eine nachhaltige Zukunft hat? Beim zweiten Kulinarik-Salon der Jeunes Restaurateurs Deutschland und der Denkfabrik Zukunft der Gastwelt im Deutschen Bundestag war diese Frage der rote Faden des Abends. Über 60 Abgeordnete folgten der Einladung ins Käfer-Restaurant, um mit Spitzenköchinnen und -köchen, Gastgeberinnen und Gastgebern sowie Branchenvertreterinnen und -vertretern über zentrale Themen der Gastronomie zu sprechen. Das Ziel: aufzeigen, welchen Beitrag Spitzengastronomie für Gesellschaft, Kultur und Wirtschaft leistet – und warum es politische Unterstützung braucht.
Ein Abend mit Haltung – und klaren Forderungen
In sieben Gesprächsrunden gaben JRE Mitglieder Impulse zu den aktuellen Themen der Spitzengastronomie – von qualifizierter Ausbildung über Regionalität, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit bis hin zu Gleichstellung, Diversität und Inklusion. Unterstützt wurden sie von ausgesuchten Gästen: Marco Müller (Restaurant „Rutz”, Berlin) saß ebenso mit am Tisch wie Food-Journailstin Denise Wachter, Max C. Luscher (“Coffee, Brownies und Downies”, Oberursel) und Hugo Winkels vom ColognePride e.V. Die Politikerinnen und Politiker wechselten wie bei einem Speed-Dating die Tische, um in zehn Minuten langen Slots zu jedem Thema einen kurzen Vortrag der Köchinnen und Köche zu hören und in direkten Austausch zu treten.
Die Impulse kamen von JRE Präsident Oliver Röder (Burg Flamersheim, Euskirchen) zu Ausbildungsprogrammen der JRE und Bildungsarbeit der JRE-Deutschland Foundation, Christian Mittermeier (Villa Mittermeier, Rothenburg ob der Tauber) und Hugo Winkels (ColognePride e.V.) zur Diversität in der Spitzengastronomie oder von JRE Schatzmeister Markus Pape (Meisenheimer Hof, Meisenheim) und Max C. Luscher (Coffee, Brownies & Downies, Oberursel) zum Thema Inklusion. Marco Müller (Restaurant Rutz, Berlin) teilte seine Sicht zu Regionalität und nachhaltiger Personalführung, Jan-Philipp Berner (Söl’ring Hof, Sylt) informierte zur Bedeutung regionaler Strukturen und regionaler Konzepte für die Spitzenküche, Cornelia Poletto (Poletto, Hamburg) und Denise Snieguole Wachter (CHEF:IN) zur Bedeutung von Gleichstellung und der Förderung von Frauen in der gehobenen Gastronomie.
Elisabeth Röber-Berlin (Hotel Kronelamm, Bad Teinach-Zavelstein) und Nicolai Wiedmer (Restaurant Eckert, Grenzach-Wyhlen / JRE-Vizepräsident Europa) erläuterten die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die Gastronomie und wiesen eindrücklich auf die Notwendigkeit eines dauerhaft reduzierten Mehrwertsteuersatzes hin. In den Grußworten wurde nicht nur die Gastronomie im Allgemeinen gewürdigt – vielmehr hoben alle drei Rednerinnen und Redner, Martina Englhardt-Kopf, Alexander Hoffmann und Claudia Moll (SPD), ausdrücklich die gesellschaftliche Bedeutung der Spitzengastronomie hervor.
Gerade im ländlichen Raum sei sie ein unverzichtbarer Bestandteil des kulturellen und wirtschaftlichen Lebens, so der Tenor. Die JRE hätten im Rahmen der Veranstaltung nicht nur ihre Stimme erhoben – sondern sich auch als engagierteste und sichtbarste Vertreter dieses Gastronomie-Segments präsentiert.
Forderungen mit Nachdruck
Die Forderungen, die an diesem Abend diskutiert wurden, sind konkreter denn je: So braucht es endlich verlässliche politische Initiativen, um Ernährungsbildung in den Schulalltag zu integrieren – damit junge Menschen frühzeitig ein Bewusstsein für Qualität, Herkunft und Lebensmittel entwickeln. Inklusion muss mehr sein als ein gesellschaftliches Ideal: Damit inklusive Gastronomiebetriebe überlebensfähig bleiben, braucht es passgenaue Fördermodelle, weniger Bürokratie und gezielte Beratung. Auch das Thema Gleichstellung wurde klar adressiert: Weibliche Führungspersönlichkeiten in der Gastronomie brauchen mehr Sichtbarkeit, gezielte Unterstützung und eine Branche, in der Chancengleichheit selbstverständlich ist. Nicht zuletzt wurde die Forderung nach einem dauerhaft einheitlichen Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent auf Speisen deutlich formuliert – als fairer Rahmen für ein Wirtschaftsfeld, das stark von Personalkosten, Investitionen und Qualität lebt.
Ein Format mit Zukunft
Die durchweg positive Resonanz aller Teilnehmenden zeigt, wie wichtig der Austausch im Rahmen des Kulinarik-Salons ist. „Wir wollten zeigen, dass Gastronomie weit mehr ist als Wirtschaft. Sie schafft Begegnung, übernimmt Verantwortung und prägt unsere Gesellschaft“, so Oliver Röder zum Abschluss. „Und: Als Vertreterinnen und Vertreter der Spitzengastronomie sehen wir uns in der Verantwortung, diese Debatten mitzugestalten und unsere Perspektive deutlich zu machen – heute und in Zukunft.“
Dr. Marcel Klinge, DZG-Vorstandssprecher und selbst ehemaliger Bundestagsabgeordneter, kündigte bereits an, das Format im Jahr 2026 fortzusetzen: „Dieser Abend hat erneut gezeigt, wie viel Potenzial in der Gastronomie steckt – kulturell, wirtschaftlich und gesellschaftlich. Jetzt liegt es an der Politik, diese Impulse aufzugreifen“, so der Denkfabrik-Chef.